Gwen´s Blog

Friday, September 24, 2004

Eine Geschichte über Visa, Pässe und Reisebüros...

Genug Infos gesammelt. Jetzt musste gehandelt werden. Working Holiday Visum heißt das Zauberwort. Eigentlich hatte ich mir die Sache schon abgeschminkt, da die Neuseeländische Botschaft immer nur eine begrenzte Anzahl dieser heißbegehrten Visa herausgibt, mit denen man sich ein Jahr in NZ aufhalten und max. drei Monate bei einem Arbeitgeber arbeiten darf. Ich weiß nicht, ob ich diesem Visum letztendlich brauche, aber vielleicht läuft mir ja auf meiner Reise plötzlich ein Job über den Weg oder ich kann vielleicht doch irgendwo ein Praktikum machen. You never know! Aber wie gesagt, im August hieß es, es gibt keine mehr...

Und dann lese ich plötzlich im Neuseelandforum, dass es noch mal 700 Visa gibt. Waaaahhh! Antrag ausdrucken, ausfüllen, Pass dazu, frankierter Rückumschlag und ab die Post! Nein, Gwen! HALT! STOP! Kommando zurück! Ist der Pass noch 2 Jahre gültig??? Nein, nur bis August 2005! Oh Schreck! (Voraussetzung für den Visumsantrag ist, dass der Pass noch 2 Jahre gültig ist.)
Als erstes habe ich im Bürgeramt angerufen: ernüchternde Realität schlug mir entgegen. Einen neuen Pass zu beantragen dauert 4 bis 6 Wochen. „Das ist zu lange! Dann sind bestimmt schon alle Visa weg! Vorläufiger Pass? Nein, geht auch nicht, der wird immer nur für ein Jahr ausgestellt.
Zweiter Anruf: Neuseeländische Botschaft in Berlin! „Kann man denn nicht....und geht das nicht anders...und was mach ich denn jetzt...?“ Die freundliche Dame meinte, ich solle doch einfach mal zum Bürgeramt gehen und persönlich nachfragen, ob man nicht doch was machen könnte - sie hätte gehört, dass schon mal vorläufige Pässe für zwei Jahre ausgestellt wurden. Das habe ich dann auch gemacht. Und siehe da: es gibt noch einen anderen Weg. Aber wie das meistens ist, hat der auch seinen Preis. Für € 58 (normalerweise € 13) kann ich innerhalb von drei Tagen einen neues Pass bekommen. Das war es mir wert und so hatte ich sogar schon nach 2 Tagen meinen neues Pass in den Händen. Heute ist Freitag, der 24. September und gestern, am Donnerstag, habe ich meinen Antrag nach Berlin geschickt. Juhu!

Die Aufregung war aber noch lange nicht zu Ende. Da ich, nachdem ich meinen Antrag zur Post gebracht hatte, sowieso grad in der Nähe war, bin ich gleich mal beim Reisbüro reingeschneit. Einfach mal um nachzufragen, wie es denn mit Flügen für Mitte/Ende Januar aussieht. Irgendwie hatte ich die letzten Tage schon ein mulmiges Gefühl, dass es langsam Zeit würde mit der Buchung. Dieses Gefühl sollte sich in der darauffolgenden halben Stunde auch bestätigen. So lange saß die Frau im Reisebüro nämlich hinter ihrem Computer und tippte mit fliegenden Fingern auf der Tastatur herum, schüttelte Kopf, stellte mir Rückfragen, seufzte, murmelte vor sich hin und fragte letztendlich nach meiner Telefonnummer. Sie würde grad nix finden, es wäre schon ziemlich viel ausgebucht oder sehr teuer und sie würde noch weitersuchen und mich dann anrufen. Mein mulmiges Gefühl wurde stärker....
Zu Hause angekommen hängte ich mich ans Telefon und rief bei der anderen Reisebüro namens Flugbörse (auch nen Tip aus meinem geliebten Neuseelandforum) an – man will ja nichts unversucht lassen....
Und ehe ich mich versah hatte der freundliche Mann am anderen Ende der Strippe einen Flug für mich herausgesucht. 23. Januar, 1049 Euro inkl. Steuern, Frankfurt – Seoul – Auckland und wenn ich wolle, könnte er den 4 Wochen für mich reservieren. Ich war so verdattert, dass ich nur noch „Ja“ und „Danke“ stammeln konnte. Ne halbe Stunde zuvor hieß es noch, dass es schlecht aussieht und wenn, dann nichts unter 1200 Euro und plötzlich hatte ich n super Angebot.

Der nächste Schreck lies dann aber auch nicht lange auf sich warten. Als mich das andere Reisebüro nämlich am nächsten Tag zurückrief (und mir natürlich viel teurere Angebote machte), kristallisierte sich heraus, dass sie mir den Flug über Seoul nicht herausgesucht hatten, weil da auf dem Rückweg eine Übernachtung in Seoul nötig ist. WAAAAS?? Das hatte ich wohl übersehen! Was nun? Laut Internet ist der Flughafen ne Stunde von der Innenstadt entfernt und ich komme abends an, und dann soll ich mir noch alleine n Hotel in Seoul suchen? Ui, da fing ich aber ein wenig an zu bibbern.... Also wieder ein Anruf bei der Flugbörse. Tja und nun kommt das Beste an der ganzen Geschichte! Eine Nacht in Seoul mit Transfer vom und zum Flughafen, Dinner und Frühstück und das alles kostenlos!!! Mit dem Gedanken kann man sich doch durchaus anfreunden, oder??
Das soll es an dieser Stelle gewesen sein. Teil 3 folgt..... Ich warte auf jetzt sehnlichst auf Nachricht aus Berlin..

Wie alles begann...

„Ich geh nach Neuseeland!“ – Den Satz hörte ich eines Tages aus dem Mund meiner lieben Freundin Tina. Es muss irgendwann Ende letzten Jahres gewesen sein. Meine spontane Antwort: „Ich flieg dir hinter her, sobald ich hier mit dem Studium fertig bin!“ Als ich den Satz damals sagte, habe ich selber noch nicht so wirklich daran geglaubt, dass ich die Idee jemals in die Tat umsetzen werde. Aber je konkreter Tinas Pläne wurden, desto mehr setzte ich mir auch in den Kopf, dass es einfach klappen muss.
Am 2. März 2004 standen wir dann am Flughafen. Für Tina und Maria ging die Reise los. Für mich noch lange nicht. Mir stand erst einmal das 6. Semester meines Studiums bevor.

Zeitsprung:
Jetzt ist Ende September. Die Monate und das Semester gingen plötzlich wahnsinnig schnell rum. Hab ich nicht vor kurzem noch für Klausuren gebüffelt und mit Melli mal wieder einen Abfrage-Marathon hingelegt? Hab ich nicht neulich noch über meine Seminararbeit über Intelligente Agenten gestöhnt, weil dieses englische Buch, was wir als Grundlage hatten so unglaublich sch... ähh schlecht war?? Es war doch grad erst März und ich war in Portugal und habe Maria besucht. Oder April, als ich auf der CeBIT gearbeitet habe (und mir damit letztendlich den größten Teil des Flugtickets verdient hab). Zwischendurch hab ich mich noch bei Bosch mit diversen Datenbank-Problemen rumgeschlagen (Studentenjobs leben hoch - nein, aber im Ernst, hatte eigentlich ne super Zeit dort) und schwups... - da war das Semester schon zu Ende.

Während dieser ganzen Zeit hatte ich immer – mal mehr oder weniger – diese Idee mit Neuseeland im Hinterkopf. Und als ich Mitte August von meinem Mallorca-Urlaub wieder da war, habe ich plötzlich Panik bekommen. Oh Gott, hoffentlich klappt das alles? Schaff ich das zeitlich? Werd ich rechtzeitig mit der Abschlussarbeit fertig? Wie lange bleibt Tina noch in Neuseeland? All diese wirren Gedanken hat Tina dann auch in einer email abgekriegt. Zurück kam nur ein „Ruhig, Brauner! Das kriegen wir schon hin! Ich werd noch ne Weile hier bleiben!“ Alles wird gut! Und dann packte mich das Fieber. Anstatt Literatur über Customer Relationship Management zu wälzen, stürzte ich mich stundenlang in die Weiten und Tiefen des Internets. http://www.neuseelandforum.de und http://www.reisebine.de sind mittlerweile zu meinen Bibeln geworden.....